BRC086 Finnischer Journalismus und seine Erforschung

Über die Herausforderungen und Entwicklungen des finnischen Journalismus sowie seine Erforschung berichtet die Journalismus-Forscherin Laura Ahva. 

Laura Ahva ist Juniorprofessorin für „Journalism Studies“ an der Universität Tampere und noch bis Ende 2023 Gastforscherin am HBI. Im Gespräch mit Bredow-Cast Gastgeberin Johanna Sebauer berichtet sie über die Charakteristika des finnischen Mediensystems, aktuelle Herausforderungen für den Journalismus und die Journalismusforschung.  

Das Mediensystem Finnlands sei dem sogenannten „nordischen Modell“ zuzuordnen, dem auch Dänemark, Norwegen, Schweden und Island angehören, sagt Laura Ahva. Dieses Mediensystem-Modell sei geprägt durch einen starken Zeitungsmarkt mit verhältnismäßig hohen Print-Auflagen, hohes Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und einer engen Verbundenheit der Leserschaft zu lokalen und regionalen Medienhäusern. Digitalisierung und Datafizierung sieht Laura Ahva als die größten Umbrüche und Herausforderungen für den Journalismus in Finnland. 

Laura Ahva untersucht Entwicklungen des Journalismus nicht nur auf einer Makroebene, sondern auch auf der Individualebene: In einem ihrer aktuellen Forschungsprojekte begleitet sie 40 junge Journalist*innen über einen längeren Zeitraum mit dem Ziel, ihre Karrierewege vom Berufseinstieg an nachzuzeichnen.  

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 Laura Ahva 

Johanna Sebauer 

Leibniz-Institut für Medienforschung 

BRC085 Sicherheit für Kinder und Jugendliche im Netz

Welche Gefahren für Heranwachsende im Internet lauern und wie man dennoch Sicherheit herstellen könnte, berichten die Juristin Sünje Andresen und die Medienforscherin Kira Thiel im BredowCast. 

Die beiden Forscherinnen kommen aus unterschiedlichen Fachgebieten und genauso unterschiedlich blicken sie auch auf das Thema: Kira Thiel beschäftigt sich sozialwissenschaftlich damit, wie Heranwachsende im Netz agieren und wie sie mit negativen Erfahrungen umgehen. Sünje Andresen treibt die juristische Frage um, was das Recht an Werkzeugen bereithält, um eine möglichst gefahrenfreie Internet-Nutzung zu gewährleisten.  

Risiko im Netz? 

Cybermobbing und Hate Speech sind die häufigsten Risiken, denen Kinder und Jugendliche im Netz begegnen. Also verbale Angriffe im Klassenchat, während Online-Spielen oder für alle sichtbar in Sozialen Medien. Aber auch Cybergrooming (so nennt man die gezielte Manipulation Minderjähriger mit dem Ziel des sexuellen Missbrauchs via Online-Chat) stellt eine ernstzunehmende Gefahr dar. Wie soll diesen Gefahren begegnet werden?  

Kinder und Jugendliche einfach aus dem Internet fernzuhalten, wäre absolut nicht zielführend, sind sich die Forscherinnen einig. „Das Internet ist ein wichtiger Bestandteil im Leben junger Menschen. Sie kommunizieren dort mit Freund*innen oder holen sich wichtige Informationen. Man sollte Heranwachsenden dies nicht vorenthalten, sondern sie vielmehr befähigen, das Internet möglichst verantwortungsbewusst zu nutzen“, sagt Kira Thiel. 

Durch die UN-Kinderrechtskonvention seien wir als Gesellschaft außerdem dazu verpflichtet, Kindern die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, sagt Sünje Andresen. Und dazu gehöre nun einmal die Nutzung des Internets. 

Interesse statt Kontrolle 

Als Eltern sollte man nicht jegliche Online-Kommunikation der Kinder überwachen, in der Hoffnung, sie auf diese Weise vor allen Risiken zu schützen. „Das funktioniert erstens nicht“, sagt Sünje Andresen. „Zweitens haben Kinder auch ein Recht auf Privatsphäre und private Kommunikation.“ Vielmehr müsse man die Internet-Nutzung an das Alter des Kindes anpassen. Je älter es wird, desto mehr müsse man ihm zutrauen und ihm die Teilhabe ermöglichen. 

Wichtig für Eltern sei laut Kira Thiel außerdem, die Bedürfnisse und Lebenswelten der eigenen Kinder ernst zu nehmen. Das bedeute auch, echtes Interesse an den Online-Aktivitäten der Kinder zu zeigen: Erzähl mal, welche Apps nutzt du gerne und warum? Was passiert da so? Man solle nicht mit erhobenem Zeigefinger und pessimistisch auf neue Medien blicken, sondern sich möglichst vorbehaltlos mit dem Kind auszutauschen. 

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Arbeitspapier 

 Sünje Andresen 

 Kira Thiel 

 Johanna Sebauer  

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BRC084 Denkwerkstatt als wissenschaftliche Methode

Irene Broer hat für ihr aktuelles Forschungsprojekt die Denkwerkstatt als Erhebungsmethode gewählt. Was die Vorteile dieses innovativen transfer-orientierten Formates sind, erklärt sie im BredowCast. 

Man müsse sich eine Denkwerkstatt als einen geschützten Raum vorstellen, in den Menschen eingeladen werden, um sich zu einem bestimmten Thema völlig frei zu äußern und gemeinsam mit anderen Ideen zu entwickeln, sagt Irene Broer, seit mehreren Jahren wissenschaftliche Mitarbeiterin am Leibniz-Instituts für Medienforschung. 

Für ihr aktuelles Projekt zur Rolle der öffentlich-rechtlichen Medien im gesellschaftlichen Zusammenhalt haben sie und ihre Kolleg*innen mehrere dieser Denkwerkstätten veranstaltet, um einen tiefen Einblick zu bekommen, was Menschen aus unterschiedlichen demographischen Gruppen über das Thema denken. 

Denkwerkstatt als Prozess 

Wichtig sei der Austausch von Meinungen. Dahingehend unterscheiden sich Denkwerkstätten von klassischen sozialwissenschaftlichen Methoden wie Befragungen oder teilnehmenden Beobachtungen. „Im Zusammenkommen von Perspektiven entsteht etwas ganz Neues“, sagt Irene Broer.  

Ein weiterer Unterschied zu anderen sozialwissenschaftlichen Methoden ist die aktive Teilnahme der Forschenden an der in der Denkwerkstatt entstehenden Debatte.  

Besonders empfehlenswert sie diese Art der Forschungsmethode für Fragestellungen, bei denen Forschung und Praxis zusammentreffen, und die nicht nur für die Forschung relevant sind, sondern innerhalb der Gesellschaft gerade hochaktuell sind. Oder aber für Fragestellungen zu Themen, bei denen es besonders konfliktreiche Debatten gibt. 

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Irene Broer 

Johanna Sebauer 

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BRC083 Bessere Regeln für Zugang zu Plattformdaten?

Mit dem Digital Services Act der Europäischen Union müssen große Online-Plattformen künftig Zugänge für die Wissenschaft anbieten. Ein potenzieller Meilenstein für die Erforschung digitaler Phänomene. Die beiden Internetforscher Jan Rau und Vincent Hofmann erklären, was bei dem Gesetz berücksichtigt werden muss, damit es der Forschung optimal nützt.

Online-Plattformen sollen transparenter werden. Das ist eines der Ziele des Digital Services Act (DSA, Gesetz über digitale Dienste), des bislang ambitioniertesten EU-Rechtsakts der Plattformregulierung. Er wird ab Februar 2024 vollständig anwendbar sein und von der Forschung mit Spannung erwartet. Denn: Der DSA sieht als zentrale Maßnahme für Anbieter von sehr großen Online-Plattformen (monatlich 45 Mio. aktiver Nutzer*innen) die verpflichtende Einführung sogenannter „Forschungsdatenzugänge“ vor. Ein potenzieller Meilenstein für die Forschung zu zentralen Phänomenen im Kontext digitaler Medien – beispielsweise Desinformationen, gesellschaftliche Polarisierung oder auch dem digitalen Rechtsextremismus. 

Risikominimierung im demokratischen Sinne 

„Der Gesetzgeber geht davon aus, dass große Online-Plattformen bestimmte Risiken für die Demokratie bergen, die er mit stärkerer Regulierung minimieren will“, sagt der Jurist Vincent Hofmann. Mit „Risiken“ sind zum Beispiel die Verbreitung von rechtswidrigen Inhalten gemeint, digitale Gewalt, Gewalt gegen Minderheiten oder die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen. „Hier setzt auch der Forschungsdatenzugang an. Alles, was Forschende mit Plattformdaten herausfinden wollen, muss sich auf diese Risiken beziehen, um sie auf lange Sicht besser verstehen und besser minimieren zu können.“  

Forschung mit Plattformdaten muss also auf ein bestimmtes, demokratisches Ziel einzahlen. Andere Forschungsvorhaben, wie zum Beispiel Marktforschung mit Daten aus Online-Plattformen, werden also nicht möglich sein. 

Meilenstein für die Forschung

Forschende erwarten die neue Regelung mit Spannung. „Vor allem in meinem Bereich, der Erforschung des digitalen Rechtsextremismus, könnte der DSA vieles verändern“, erzählt Jan Rau. „Bislang war es manchmal durchaus frustrierend als Forscher zu wissen, man könnte wahnsinnig interessante Forschungsfragen beantworten, wenn man bloß an die Daten käme. Die Daten waren ja immer schon da, man bekam sie nur nicht, weil die Plattformen nicht kooperierten.“  

Forschungsdatenzugänge, wie sie sein sollten

Damit die Forschungsdatenzugänge, wie sie der DSA vorschreibt, nicht zum Papiertiger verkommen, sondern sie der Forschung optimal nützen, müssen einige Dinge berücksichtigt werden. „Das fängt damit an, dass man einen Überblick darüber bekommen muss, welche Daten es überhaupt gibt“, sagt Jan Rau. „Hilfreich wäre ein öffentliches Repositorium, das auflistet, welche Daten erfolgreich abgefragt werden können und welche nicht. Außerdem sollte das Datenvolumen, das abgefragt werden kann, nicht oder nicht stark begrenzt sein. Was die abzufragenden Daten konkret betrifft, wäre es hilfreich, wenn wir Forscher*innen Einsicht bekämen in beispielsweise die Reichweite bestimmter Postings und,die Moderationsentscheidungen der Plattform. Wichtig zu wissen wäre auch, ob und wie die Plattform bestimmte Inhalte pusht und auf welcher Grundlage.“ 

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Vincent Hofmann 

Jan Rau 

Johanna Sebauer 

Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut 

 

BRC082 Medienmosaik Schweiz

Der Medienforscher Manuel Puppis spricht im BredowCast über die Besonderheiten des Mediensystems in der Schweiz. 

8,7 Millionen Einwohner hat die Schweiz, ein Zehntel von Deutschland, und sie verteilen sich auf vier Sprachregionen. Wie funktioniert ein Mediensystem in einem solch kleinteiligen sprachlichen Feld?  

„Grundsätzlich hat jede Sprachregion ihre eigenen Medien. Die Wahrnehmung der verschiedenen Landesteile gegenseitig findet nicht immer statt“, erklärt Manuel Puppis. Als Professor am Departement für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung an der Universität Freiburg in der Schweiz und Vizepräsident der Eidgenössischen Medienkommission kennt er das Mediensystem seiner Heimat sehr genau. „Wenn man vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk und den großen nationalen Medien absieht, ist die Berichterstattung stark auf die eigene Sprachregion begrenzt. Was nicht heißt, dass das Land nicht trotzdem gut funktioniert. Eine nationale Öffentlichkeit, in der alle Themen gleich gut vertreten sind, haben wir aber so nicht.“ 

Direkte Demokratie 

Ein weiteres Schweizer Charakteristikum ist das Element der direkten Demokratie: Bürger*innen haben regelmäßig die Möglichkeit, direkt über Gesetzesentwürfe abzustimmen. Auch die Medienpolitik ist davon geprägt. Erst im vergangenen Jahr wurde ein Gesetz über eine zusätzliche Medienförderung abgelehnt, die unter anderem eine direkte Förderung von Onlinemedien vorsah, wie sie in skandinavischen Ländern bereits seit mehreren Jahren existiert. 

Aktuelle Herausforderungen 

Als durchaus vergleichbar mit der Situation in den Nachbarländern sieht Puppis die aktuellen Herausforderungen für das Schweizer Mediensystem: die Medienfinanzierung, die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und die Plattformregulierung. „Im Bereich der Plattformregulierung orientiert sich die Schweiz an der EU, die mit dem Digital Services Act (DSA) gerade eine wegweisende Gesetzgebung erlassen hat. Bis die Schweizer Variante in Kraft ist, wird es noch fünf bis sieben Jahre dauern.“ 

Medienforscher Manuel Puppis mit BredowCast-Gastgeberin Johanna Sebauer

Medienforscher Manuel Puppis mit BredowCast-Gastgeberin Johanna Sebauer

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 Prof. Dr. Manuel Puppis 

Johanna Sebauer 

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BRC081 Mit Influencer*innen Nachrichtenmuffel erreichen?

Influencer*innen könnte es gelingen, ein nachrichtenfernes Publikum mit politischen Themen zu erreichen. Dies haben Hannah Immler und Dr. Lisa Merten in einer aufwendigen Instagram-Studie herausgefunden.  

An Menschen, die Nachrichten in ihrem Alltag eher vermeiden, kommen klassische Medien mit politischen oder anderen gesellschaftlich relevanten Themen kaum heran. Influencer*innen auf Social Media aber könnten es schaffen, eine Brücke zu schlagen. Dies war die anfängliche Idee von Hannah Immler und Dr. Lisa Merten, die beide am HBI zum Thema Mediennutzung forschen.

In ihrer Studie haben sie die 465 einflussreichsten Influencer*innen im deutschsprachigen Raum einen Monat lang auf Instagram beobachtet, deren gepostete Inhalte analysiert und deren Publikum hinsichtlich Nachrichtenaffinität kategorisiert. Drei Gruppen von Influencern konnten sie ausmachen und nicht haben das gleiche Potenzial, ein nachrichtenfernes Publikum zu erreichen: 

„Es gibt jene, die sich oft politisch äußern und ein sehr nachrichtenaffines Publikum haben, zum Beispiel Jan Böhmermann“, erzählt Lisa Merten. „Dann gibt es jene, die nichts zu politischen Themen posten und ein nachrichtenfernes Publikum haben, wie etwa der Fußballer Toni Kroos. Spannend für uns waren jene Influencer, die ein eher nachrichtenarmes Publikum haben, die aber durchaus politische Themen in ihren Postings kommunizieren, wie die Sängerin Mandy Capristo.“ Dieser dritten Gruppe könne es am ehesten gelingen, Nachrichtenmuffel zu erreichen.  

Interessant seien diese Ergebnisse für Akteur*innen des Nachrichtenjournalismus, die immer wieder vor der Frage stehen, wie sie jene erreichen, die klassischen Medien abgeschworen haben oder ohnehin nie mit ihnen sozialisiert worden sind.  

 

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Erwähnte BredowCast-Folge mit Leonie Wunderlich 

Hannah Immler

Dr. Lisa Merten

Johanna Sebauer 

  

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BRC080 Medical Controversies Online

Magdalena Góralska ist Gastwissenschaftlerin am HBI und erforscht, wie digitale Kommunikation medizinische Debatten beeinflusst. Im BredowCast gibt sie einen Einblick in den Zwischenstand ihrer Forschungsarbeit. 

Im Rahmen ihres Promotionsprojektes an der Universität Warschau beobachtet Magdalena Góralska den Online-Diskurs rund um die durch Zecken übertragene Krankheit Borreliose. 

Als kommunikationswissenschaftliches Forschungsobjekt eigne sich Borreliose laut Góralska deshalb so gut, weil sich rund um diese Krankheit einige Mythen ranken. Diese reichen von Uneinigkeit darüber, wie man sich am besten vor Zecken und einer Krankheitsübertragung schützt, über eine lange Liste an Symptomen bis hin zu unterschiedlichsten Behandlungsempfehlungen. In Online-Debatten verschärfen sich diese Unstimmigkeiten und wachsen zu regelrechten Kontroversen heran.  

In ihrem Mixed-Methods-Approach verbindet sie Befragungen von Borreliose-Betroffenen mit Inhaltsanalysen von Medienberichten zum Thema. Sie hofft, mit ihrer Forschung die Informationslage über diese Krankheit besser verstehen und positiv beeinflussen zu können. 

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Magdalena Góralska 

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BRC079 Elon Musks Twitterübernahme: Folgen für die Wissenschaft

Jan-Hinrik Schmidt spricht im BredowCast über Elon Musks Twitterübernahme und was dies für Wissenschaftler*innen und Medienforschung bedeuteten könnte. 

Nur 10 Prozent der Deutschen benutzen Twitter regelmäßig, dennoch schlägt die Übernahme der Plattform durch Unternehmer Elon Musk hohe Wellen. Jan-Hinrik Schmidt erklärt die Aufmerksamkeit, die dieser Unternehmensnachricht aktuell zuteilwird, so: „An Nutzer*innenzahlen gemessen mag Twitter unbedeutend erscheinen, die Plattform hat aber entscheidende Relevanz. Die Plattform verlängert publizistische Öffentlichkeit an einer wesentlichen Stelle. Es bietet Resonanzraum für Themen auf der politischen Agenda und einen Vorfeldraum, der Themen überhaupt erst auf die politische Agenda bringt.“ 

Twitter in der Wissenschaft 

Für die Wissenschaft ist Twitter ein besonders interessantes Thema. Zum einen ist die Plattform unter Forschenden ein beliebtes Tool zum Netzwerken und zur Kommunikation ihrer Arbeit, zum anderen ist Twitter auch beliebtes Forschungsobjekt, da sich über Twitter-Daten beispielsweise politische Diskurse erforschen lassen. Die Plattform bietet, im Gegensatz zu den meisten anderen sozialen Netzwerken, der Wissenschaft großflächigen Zugang zu seinem bis ins Jahr 2006 zurückreichende Archiv über alle jemals geposteten Tweets. Mit aus diesem Archiv gewonnen Daten forscht auch das HBI in einigen Projekten.  

Wie der neue Twitterchef diesen „Academic Access“ handhaben wird, ist unklar. Dass er ihn komplett schließen würde, kann sich Jan-Hinrik Schmidt nicht vorstellen. „Plausibel erscheint mir, dass er die Wissenschaft zur Kasse bittet und den Zugang zum Archiv nur gegen Bezahlung gewährt.“ 

Twitter-Alternative Mastodon 

Die in Deutschland gegründete Plattform Mastodon hat es plötzlich vielen angetan und wird als „Twitter-Alternative“ gehandelt. Auch Jan-Hinrik Schmidt ist seit Musks Twitterübernahme dort aktiv. Für die Wissenschaft und ihre Kommunikation werde relevant sein, wo die Zielgruppen sind, die sie erreichen möchte. „Sollte es tatsächlich zu Massenabwanderungen zu Mastodon kommen, ist es natürlich sinnvoll, als Wissenschafler*in bzw. wissenschaftliche Institution, auch dorthin zu ziehen.“ 

 

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BredowCast Episode 73

Dr. Jan-Hinrik Schmidt  

Johanna Sebauer 

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BRC078 Influencer: Ihr Erfolg bei jungen Menschen

Jugendliche und junge Erwachsene folgen Influencern und anderen Accounts aus unterschiedlichen Motiven. Leonie Wunderlich hat sie erforscht.

Was ein „Influencer“ eigentlich ist, darüber ist die Wissenschaft noch nicht einig. Leonie Wunderlich wollte in der „Use-the-News“-Studie u.a. herausfinden, wie Jugendliche selbst den Begriff definieren. „Die Perspektive von Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat einfach gefehlt im wissenschaftlichen Diskurs über diese Personengruppe“, erzählt sie. Influencer, so das Ergebnis der Studie, sei in Augen der Jugendlichen nur ein bestimmter Typus innerhalb einer Vielzahl von “Social Media Content Creators”. Einer nämlich, der mit Werbung Geld verdient.

Typen der „Social Media Content Creators”

Verschiedene Typen von Social Media Content Creators konnten die Studienautor*innen nach den Gesprächen mit den Studienteilnehmenden erfassen. Sie unterscheiden sich u.a. dahingehend, ob eher eine Person oder ein dargebotenes Thema im Fokus steht.

Nutzungsmotive

Welche Motive haben Jugendliche und junge Erwachsene, bestimmten Social-Media-Persönlichkeiten zu folgen? Sechs verschiedene Motive konnte die Studie ausmachen. Sie reichen von Unterhaltung über das Herstellen sozialer Nähe bis zum Vermitteln von Inspiration, Orientierung und Wissen oder der Befähigung, mitreden zu können. Junge Erwachsene mit vorrangigem Bedürfnis nach Wissen wenden sich stärker Inhalte-fokussierten Angeboten zu, während Jugendliche eher zu Personen-fokussierten Kanälen neigen, von denen sie sich Identifikation und Orientierung versprechen.

Die befragten Jugendlichen sehen Influencer durchaus kritisch, etwa wenn es um die Frage der Unabhängigkeit bei werbefinanzierten Anbietern geht oder um die Kompetenz, wenn sich reichweitenstarke Social-Media-Persönlichkeiten zu komplexen politischen Sachverhalten äußern.

 

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Zur Studie

Leonie Wunderlich

Johanna Sebauer

Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut

BRC077 Journalismus und sein Publikum

Louise Sprengelmeyer und Julius Reimer erforschen, welche Beziehungen Journalist*innen zu ihrem Publikum pflegen. Sie erkennen elf verschiedene Beziehungstypen.

Das Verhältnis von Journalismus zu seinem Publikum hat sich durch die digitalen Medien sehr verändert. Während Journalisten und andere Medienschaffende ihr Publikum einst noch als anonyme Blackbox wahrnahmen, in die sie hineinsendeten und aus der selten etwas zurückkam, hat das Publikum heute ein klareres Gesicht. Auf diversen Plattformen sind Journalist*innen in oft permanentem Austausch mit ihren Leser*innen, Hörer*innen oder Zuschauer*innen, die in Echtzeit kommentieren, loben oder anprangern und dadurch Einfluss nehmen auf die Berichterstattung.

„Noch ist nicht ausgehandelt, was der Journalismus in dieser Beziehungspflege leisten kann, soll oder muss“, sagt der Journalismusforscher Julius Reimer. „Muss er sich mit dem Publikumsfeedback in all seiner Fülle auseinandersetzen? Muss er die Anschlusskommunikation an journalistische Beiträge mitmoderieren oder sie sogar anstoßen?“

Forschung über Journalismus-Publikums-Beziehungen

Gerade deshalb sei es auch so spannend, dass die Forschung sich der Journalismus-Publikums-Beziehung annimmt. „In ihrer Betrachtungsweise ist sie differenzierter geworden“, sagt Louise Sprengelmeyer, „auch deshalb, weil heute ganz einfach die Möglichkeit besteht, das Publikum in seiner Vielfältigkeit und seinen unterschiedlichen Erwartungen überhaupt wahrzunehmen“.

In ihrer Journalismus-Publikums-Studie haben Louise Sprengelmeyer und Julius Reimer qualitative Interviews mit über fünfzig Journalist*innen aus unterschiedlichen Mediengattungen und Fachrichtungen in Deutschland geführt und sie über ihre Erfahrungen im Umgang mit dem eigenen Publikum befragt. Elf verschiedene Beziehungstypen konnten sie unterscheiden.

 

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Zur Studie (Link folgt)

Interviewreihe auf dem HBI-Blog

Julius Reimer

Louise Sprengelmeyer

Johanna Sebauer

Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut