BRC058 Wie wird man Medienforscher*in?

Wiebke Loosen gehört zu den bekanntesten Journalismusforscher*innen in Deutschland. Im BredowCast spricht sie mit Johanna Sebauer darüber, wie sich ihr beruflicher Werdegang entwickelt hat.

Am Ende war es vielleicht ihre Aversion dem Fach Chemie gegenüber, die Prof. Dr. Wiebke Loosen zur Journalismusforscherin gemacht hat. Denn um ein Haar hätte sie Biologie studiert, hätte man sie nicht rechtzeitig darauf hingewiesen, dass dieses Studium einen nicht unerheblichen Anteil an Chemievorlesungen beinhaltet. Ein Fach, das ihr – laut eigenen Angaben – so gar nicht lag.

So kam es, dass sie sich 1986 an der Uni Münster für Kommunikationswissenschaft einschrieb. Nach ihrer Promotion kam sie zunächst an die Uni Hamburg, wo sie auch habilitiert wurde, und schließlich ans HBI. Hier forscht sie zu Themen wie Datenjournalismus, Journalismus-Publikum-Beziehung oder der sich verbreitenden Start-Up-Kultur in der Branche. Ihre Stimme ist oft in den Medien zu vernehmen, wenn es darum geht, aktuelle Entwicklungen im Journalismus zu kommentieren oder einzuordnen.

Rat an angehende Forscher*innen

Wege in die Wissenschaft sind vielfältig. Wichtig sei für angehende Forscher*innen vor allem, etwas zu finden, dass sie wirklich brennend interessiert, eine Frage, die sie unbedingt beantworten möchten. Denn dieses Thema wird sie schließlich jahrelang begleiten. „Bei mir war dieses Thema eben der Journalismus“, sagt Wiebke Loosen.

Freiheit vs. Leistungsdruck

Der Erforschung des Journalismus ist sie, abgesehen von ein paar Praktika in Lokalredaktionen und in der PR, in ihrer gesamten beruflichen Laufbahn treu geblieben. Auf die andere Seite, also in die journalistische Praxis, wollte sie nie. „Was für die Wissenschaft spricht, ist die Freiheit, die man hier hat“, sagt sie. „Man kann sich die Probleme, die man lösen möchte, selbst suchen.“

Diese Freiheit ist aber nicht immer ohne Preis. So sieht Wiebke Loosen einen zunehmenden Druck, der auf jungen Forscher*innenschultern lastet. „Es wird immer behauptet, dass man als Forscher*in für seine Arbeit brennen muss. Wenn man sehr stark brennt, brennt man vielleicht irgendwann einmal aus. Ich bin dafür, dass wir akzeptieren, dass es unterschiedlich produktive Phasen im Leben geben darf.“

Links

Prof. Dr. Wiebke Loosen

Johanna Sebauer

Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut