Als Chefredakteurin des Branchenmagazins journalist hat Anna von Garmissen viele Jahre über den Medienbetrieb in Deutschland berichtet. Nun erforscht sie ihn wissenschaftlich. Wie sie den Wechsel von der Praxis in die Forschung erlebt hat, was Medienjournalismus und Medienforschung trennt und verbindet, erzählt sie im BredowCast
„Als Gesellschaft können wir es uns gar nicht leisten, NICHT über die Medienlandschaft zu berichten!“, sagt Anna von Garmissen. Über zwanzig Jahre lang hat sie in vielen namhaften Branchenblätter (journalist, kress, Übermedien, die Medienseiten der Süddeutschen Zeitung) den Journalismus kritisch beobachtet und weiß um die Notwendigkeit einer kritischen Begleitung von Medienleistungen. Vor allem in der aktuellen Pandemiesituation werde dies deutlich. Die Themen Transparenz und Glaubwürdigkeit etwa seien in der Vergangenheit von vielen Medienhäusern vernachlässigt worden. „Das fällt nun einigen auf die Füße. Sie müssen richtig strampeln, um dies nachzuholen.“ Diese Entwicklungen müsse der Medienjournalismus im Blick haben und ein breites Publikum daran teilhaben lassen.
Wechsel in die Forschung
Seit April 2021 arbeitet Anna von Garmissen als Forscherin am HBI. Ihre Wurzeln als Medienjournalistin sieht sie als Vorteil. „Ich bringe neue Aspekte mit rein, habe möglicherweise andere Herangehensweisen und natürlich ein entsprechendes Netzwerk innerhalb der Journalist:innen-Blase. Das ist nie verkehrt.“
Eine Herausforderung sieht sie jedoch auch: Durch ihre persönlichen Erfahrungen und ihre Verbundenheit zum Journalismus gehen ihr die Forschungsthemen emotional nahe. In ihrem aktuellen Projekt „Journalismus unter Druck“ erforscht sie aktuelle Bedrohungen für Journalist:innen und wie sie damit umgehen – von Hassmails bis zu körperlichen Angriffen auf Demonstrationen. „Das Thema berührt micht sehr. Wahrscheinlich mehr als so manche Kollegin, die eine größere Distanz zu der Sache hat.“
Brücke zwischen Forschung und Praxis
Wünschenswert für Medienjournalismus sowie –forschung wäre, wenn sich die Beziehung der zwei Bereiche intensivieren würden. „Als Medienjournalistin bekommt man oft nur am Rande mit, was in der Forschung gerade passiert. Das ist schade. Wir bräuchten stabilere Brücken.“
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- HBI-Studie: Journalismus unter Druck
Johanna Sebauer
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