BRC053 Lokaljournalismus digital

Wie kann Lokaljournalismus auch für Jüngere attraktive und zeitgemäße Inhalte anbieten? Prof. Dr. Andreas Hepp und Prof. Dr. Wiebke Loosen haben nicht nur ausführlich zum Thema Lokaljournalismus geforscht, sondern außerdem die App „molo.news“ entwickelt – eine digitale Plattform für Lokalnachrichten. Im BredowCast berichten sie von ihren Erkenntnissen.

Lokaljournalismus, bewegt sich irgendwo zwischen Schützenfest und Kleintierzuchtverein, nicht wahr? Für Andreas Hepp vom Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI) an der Uni Bremen ist durchaus etwas dran an diesem gängigen Klischee über Lokalberichterstattung.

„Der Lokaljournalismus ist meist in langjährige Zusammenhänge innerhalb einer Stadt oder einer Region eingebunden und verwendet teilweise traditionelle Formate, mit denen er an Teilen der Bevölkerung vorbeisteuert. Insbesondere junge Leser fühlen sich mit dieser Berichterstattung oft nicht mehr angesprochen.“

Gemeinsam mit Wiebke Loosen (HBI) hat Andreas Hepp in den vergangenen Jahren in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt „Tinder die Stadt“ den Lokaljournalismus erforscht und nach neuen Kommunikationswegen für lokale Nachrichten gesucht.

In dem Projekt ist neben dem klassischen Output in Form von wissenschaftlichen Artikeln auch die App „molo.news“ entstanden – eine digitale Nachrichtenplattform für Bremen und Umzu, die seit 15. Juni 2020 kostenlos zum Download zur Verfügung steht. „molo“ steht dabei für „moving local“. Die App soll buchstäblich das abbilden, was die Stadt bewegt, in einem gemeinsamen News-Feed mit allen wichtigen Meldungen von lokalen Nachrichtenanbietern, Vereinen und anderen Kollektiven.

Dass ein sozialwissenschaftliches Forschungsprojekt einen so lebensnahen, praktischen Output produziert, ist unüblich. Gerade in der Journalismusforschung werden wir dieses Modell in Zukunft jedoch häufiger sehen, glaubt Wiebke Loosen. „Ich muss als Journalismusforscherin ja mittlerweile auch über Prozesse von Softwareentwicklung Bescheid wissen und die Sichtweise aller Beteiligten auf diese Prozesse verstehen können. Außerdem ist es schön, die durch die Forschung gewonnene Expertise in ein Produkt zu verwandeln, das hoffentlich den Zeitraum des eigentlichen Forschungsprojekts überdauert.“

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Wissenschaftliche Artikel  zu molo.news

Prof. Dr. Wiebke Loosen

Prof. Dr. Andreas Hepp

Johanna Sebauer

Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung

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